Kapitalanlagebetrug - Was Sie wissen müssen und wie Sie sich schützen können
Kapitalanlagebetrug ist ein ernstes Problem, das jährlich Tausende von Anlegern betrifft. Betrügerische Angebote können in verschiedenen Formen auftreten, von gefälschten Investmentfonds über betrügerische Aktien bis hin zu nichtexistierenden Immobilienprojekten. In diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen helfen, Kapitalanlagebetrug zu erkennen und sich davor zu schützen.
Kapitalanlagebetrug – Was versteht man darunter und wie funktioniert dieser?
Um zu verdeutlichen, wie Kapitalanlagebetrug funktioniert, möchten wir zunächst auf einen selber erfahrenen Kapitalanlagebetrug eingehen.
Im Jahr 2022 und 2023 hat die Agrarvis Genossenschaft mit Ihren Timber Fonds gezielt Anleger angesprochen, die nachhaltig in Fortwirtschaft investieren sollten. Das Konzept hat uns gut gefallen, da alle forstwirtschaftlichen Flächen in Österreich gelegen sein sollten und unser Geschäftsführer als Hobbyforstwirt mit eigenen Waldflächen ein hohes Interesse an dem Thema „Nachhaltigkeit“ hat. Die Anlage hatte damit emotional einen hohen Wert und auch die wirtschaftlichen Zahlen waren attraktiv aufbereitet. Dennoch war die genossenschaftliche Struktur neu für uns, so dass wir eine Anlage Kunden nicht empfehlen konnten und würden.
Wir entschlossen uns eigene Erfahrungen zu sammeln und investieren den Mindestbetrag von 2.500 Euro. Nach dem einige Erträge gutgeschrieben wurden, hörten die Quartalszahlungen Anfang 2024 auf. Die Genossenschaft Agrarvis war nicht mehr zu erreichen. Telefonnummern und Emailadressen abgestellt. Im Ergebnis war das Investment wertlos. Für uns war dies eine ärgerliche und enttäuschende Erfahrung, die aber lieber wir machen als unsere Mandanten.
Genau aus diesem Grundl legen wir bei Kundengeldern immer Wert auf eine möglichst hohe Transparenz und staatliche Überwachung, wie dies zum Beispiel bei börsengehandelten Werten tendenziell eher der Fall ist.
Kapitalanlagebetrug findet also statt, wenn irreführende oder falsche Informationen Anleger überzeugen sollen Geld in vermeintlich profitable Geschäfte zu investieren. Dabei werden den Opfern entweder hohe Gewinne oder emotional positive Aspekte in Aussicht gestellt.
Häufige Arten von Kapitalanlagebetrug
Schauen wir uns einmal die häufigsten Formen von Kapitalanlagebetrug genauer an:
- Ponzi-Schema:
Das Ponzi-Schema wurde nach dem Betrüger Charles Ponzi benannt. In diesem Betrug werden Gelder von Anleger eingeworben um zuvor investierten Anlegern die Zinsen zu bezahlen. Das System funktioniert so lange, wie neues Geld investiert wird und dieses ausreicht vorherige Investoren zu befriedigen. Unser oben genanntes Beispiel der Agrarvis Timber Fonds passt in dieses Schema. Der wohl bekannteste Betrüger, der sich dieses System zu Nutze machte war Bernie Madoff, der sogar einmal Vorsitzender der Technologiebörse NASDAQ war. Madoff verursachte einen Schaden von geschätzt 65 Mrd. US-Dollar. Viele namhafte Banken und Investmenthäuser ließen sich von ihm täuschen und arbeiteten mit Madoff. 2008 wurde er zu 150 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
- Pyramiden- oder Schneeballsystem:
Ähnlich wie beim Ponzi-Schema basiert das Pyramidensystem auf der Rekrutierung neuer Mitglieder oder Investoren. Jeder Investor oder Teilnehmer muss eine Gebühr zahlen, die dann auf die oberen Ebenen verteilt wird. Das System ist nicht nachhaltig und führt oft zum Verlust des eingesetzten Kapitals, insbesondere für die unteren Ebenen. Häufig finden sich diese Systeme auch im Direktvertrieb diverser Lifestyleprodukte.
- Pump-and-Dump-Betrug:
Bei diesem Betrug werden gering kapitalisierte Wertpapiere durch falsche oder irreführende Informationen aufgeblasen („gepumpt“). Betrüger verkaufen dann ihre Aktien zu einem hohen Preis, während der Marktwert zusammenbricht und die restlichen Investoren Verluste erleiden. Insbesondere Aktiennewsletter mit „geheimen“ Tipps finden sich hier in der Praxis und sollten jedem Investor eine Warnung sein.
- Nicht-existierende oder überbewertete Immobilieninvestitionen:
Betrüger werben oft mit vermeintlich lukrativen Immobilienprojekten, die entweder überbewertet oder gar nicht existent sind. Anleger investieren in diese Projekte und verlieren ihr Geld, da es keine echten Werte gibt. Daher sollte jede Immobilie vor Kauf besichtigt werden und die rechtlichen Verhältnisse geklärt werden. Dies gilt insbesondere für Investitionen in Auslandsimmobilien.
Anzeichen für Kapitalanlagebetrug
Es gibt mehrere Warnsignale, die darauf hindeuten können, dass ein Investmentangebot betrügerisch ist:
- Garantierte hohe Renditen
Kein seriöser Investor kann garantierte hohe Renditen versprechen, besonders in kurzer Zeit. Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch.
- Druck, sofort zu investieren:
Betrüger üben oft Druck auf potenzielle Investoren aus, sofort zu handeln, bevor sie die Gelegenheit „verpassen“. Echte Investitionen erfordern eine sorgfältige Überlegung und Recherche.
- Fehlende oder unklare Informationen:
Ein Mangel an Transparenz oder unzureichende Informationen über das Unternehmen, die Investmentstrategie oder die Risiken sind rote Flaggen. Seriöse Unternehmen sind offen über ihre Geschäftspraktiken und Risiken.
- Komplexe und schwer verständliche Strukturen:
Wenn die Struktur der Investition zu komplex ist oder schwer zu verstehen, könnte dies absichtlich so gestaltet sein, um die Anleger zu verwirren und abzulenken.
Wie können Sie sich schützen?
- Recherche betreiben:
Bevor Sie in ein Angebot investieren, recherchieren Sie gründlich. Überprüfen Sie die Glaubwürdigkeit des Unternehmens, lesen Sie Bewertungen und suchen Sie nach Warnungen von Finanzaufsichtsbehörden.
- Vorsicht bei unaufgeforderten Angeboten:
Seien Sie vorsichtig bei unaufgeforderten Anrufen, E-Mails oder Social-Media-Nachrichten, die Ihnen eine Investitionsmöglichkeit anbieten. Seriöse Unternehmen machen selten unaufgeforderte Kontaktaufnahmen.
- Holen Sie sich eine zweite Meinung:
Bevor Sie investieren, sprechen Sie mit einem Finanzberater oder einer anderen vertrauenswürdigen Person. Eine zweite Meinung kann oft dabei helfen, potenzielle Betrugsversuche zu erkennen. Gerne stehen auch wir als Ansprechpartner für eine zweite Meinung zur Verfügung.
- Misstrauen gegenüber „Geheimtipps“:
Informationen, die angeblich nur einem exklusiven Kreis zugänglich sind, sind oft ein Hinweis auf einen Betrug. Vermeintlich geheime oder exklusive Angebote sind selten das, was sie vorgeben zu sein.
- Überprüfen Sie die Registrierung:
Stellen Sie sicher, dass das Unternehmen und seine Vermittler bei den zuständigen Finanzaufsichtsbehörden registriert sind. In Deutschland kann dies durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) überprüft werden oder die Gewerbeämter und IHKs.
Fazit
Kapitalanlagebetrug passiert häufiger als uns lieb ist. Es ist wichtig sich mit den typischen Anzeichen vertraut zu machen und hellhörig zu bleiben. Treffen Sie keine Enscheidungen vorschnell und schlafen Sie lieber eine Nacht mehr über eine Finanzentscheidung.
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