Performen Aktien besser als Renten? Ein häufiger Irrtum?

Performen Aktien besser als Renten? Ein häufiger Irrtum?
Es gilt allgemein als gültig, dass langfristig Aktien immer bessere Renditen als Renten abwerfen. Während Aktien aufgrund der hohen Volatilität – also Schwankungsbreite – der Kurse auch höhere langfristige Renditen zugerechnet werden, sind die Rentenkurse – verbunden mit geringeren Renditen – weniger volatil.

Doch ist das immer so? Eine interessante Studie von Hendrik Bessembinder – veröffentlicht im Journal of Financial Economics, stellt etwas anderes fest. Bessembinder ist als Dozent an der Arizona State University tätig und untersucht dort die Gestaltung und Regulation der Finanzmärkte.

Hendrik Bessembinder verglich in seiner Studie nicht durchschnittliche Marktrenditen (z.B. DAX, S+P 500, Nikkei 225) mit der Entwicklung von Rentenmärkten. Er verglich vielmehr die Performance von Direktinvestments in Aktien, die zwischen 1926 und 2016 im S+P 500 gelisted waren, mit der Performance von Ein-Monats-Treasury-Bills. Dabei stellte er fest, dass lediglich 42,6 % der Aktien im o.g. Zeitraum eine bessere Performance hatten als eine monatliche Wiederanlage in den Treasury Bills … also kurzfristigen Staatsanleihen. Gemessen wurde die Performance über den gesamten Lebenszyklus der Aktiengesellschaft.

Nun stellt sich die Frage: Warum heißt es immer, dass Aktien mehr Rendite als Anleihen abwerfen?

Diese Aussage ist bedingt richtig. Wie Hendrik Bessembinder in seiner Studie festgestellt hat, gilt diese Aussage nicht für direkte Aktieninvestments. Für große Aktienmärkte – repräsentiert durch Indizes – gilt diese Aussage sehr wohl. Denn in der Regel wird die Marktperformance von einigen wenigen Aktien getrieben. In den letzten Jahren waren dies z.B. die FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google). Wissenschaftlich belegen lässt sich diese Aussage mit der hohen positiven Schiefe der betreffenden Aktienrenditen. Während die klassische Kapitalmarkttheorie eine Normalverteilung von Aktienrenditen unterstellt, d.h. es gibt gleich viele Werte unterhalb wie oberhalb der durchschnittlichen Rendite, sind die tatsächlichen Aktienrenditen linksschief. Es kommt häufiger zu hohen Renditen oberhalb des Mittelwertes.

Hendrik Bessembinder hat auch die Vermögensmehrung Aggregate Wealth Creation für den S+P 500 gemessen. Diese lag zwischen 1926 und 2016 immerhin bei 35 Billionen USD. Interessant ist, dass für 10 % dieses Wachstums nur 5 Aktien verantwortlich waren (Apple, Microsoft, Exxon Mobile, General Electric und IBM). Ob diese Aktien von Investoren immer frühzeitig ausgewählt wurden?

Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für den Anleger?

Richtig ist, dass sich Aktien langfristig besser als Renten entwickeln. Dies heißt jedoch nicht, dass sich jedes Aktienportfolio besser als ein Rentenportfolio entwickelt. Denn es müssen die richtigen Aktien sein. Auch ist es schwierig einen Fondsmanager zu finden, der langfristig besser als der Markt performt und immer die richtigen Aktien kauft. Daher können Indexfonds zur Abbildung von Marktrenditen eine sinnvolle Alternative zur Erzielung von langfristigen Aktienmarktrenditen sein.